Bahnhofswald Flensburg: Solidarität mit den BaumbesetzerInnen!

UmweltaktivistInnen und interessierte BürgerInnen heute vormittag am Bahnhofswald – Foto: Jörg Pepmeyer

Kommt alle zur Baumbesetzung am Bahnhofswald in Flensburg!

In der Nacht auf den 1. Oktober 2020 haben UmweltaktivistInnen Bäume im Bahnhofswald erklettert und besetzt. Der Wald beherbergt über 150 Jahre alte Bäume, ein Quell- und Feuchtgebiet, ist Heimat geschützter Fledermausarten und soll für den Bau eines Hotels und Parkhauses der Axt zum Opfer fallen.

Die mit dem ersten Oktober beginnende Rodungssaison ist – jedenfalls für einen Großteil der Bäume, die dem Hotel- und Parkhausneubau weichen sollen – eine akute Bedrohung. Lassen wir es deshalb nicht zu, dass für den Profit Einzelner ein wertvolles und innerstädtisches Naturhabitat vernichtet wird.

Die BesetzerInnen brauchen deshalb die praktische und ideelle Unterstützung aller FlensburgerInnen. Gefragt ist alles, was von innen wärmt, heißer Tee, Kaffee und sonstige Getränke. Auch über warmes Essen, Stullen und Obst freuen sich die BesetzerInnen. Wer will, kann sich auch an der Aktion direkt beteiligen. Und auch im Wald ist noch viel Platz…

Teilt bitte unbedingt diesen Beitrag und den Aufruf der BesetzerInnen unten in den sozialen Medien, informiert Eure Freunde, Bekannten und Verwandten, kommt zum Bahnhofswald und stärkt den BesetzerInnen den Rücken.
Kontaktet die BesetzerInnen über Twitter: @boomdorp und per E-Mail: rodung@nirgendwo.info

Auf dem Twitter-Account Böömdörp – Redd de Bahnhoffsbööm! gibt es unter: https://twitter.com/boomdorp zudem die aktuellesten Infos zur Besetzung.

Untenstehend der Aufruf der BesetzerInnen. Anschließend folgt eine Foto- und Infostrecke von der Aktion am heutigen Tag.

„Redd de Bahnhoffsbööm“ – Baumbesetzung am Flensburger Bahnhof

In der Nacht auf den 1.Oktober 2020 haben wir Bäume im Bahnhofswald erklettert und besetzt. Die mit dem ersten Oktober beginnende Rodungssaison ist – jedenfalls für einen Großteil der Bäume, die dem Hotel- und Parkhausneubau weichen sollen – eine akute Bedrohung. Uns geht es mit unserer Aktion nicht ausschließlich um die zum Teil über 150 Jahre alten Bäume, sondern um eine insgesamt vollkommen verfehlte Verkehrs- und Klimapolitik und eine Stadtentwicklung, die die Interessen der Einwohner*innen und der zukünftigen Generationen ignoriert.

Hiermit solidarisieren wir uns mit den Beschützer*innen des Dannenröder Waldes, in welchem ab heute Bäume auf über 60 Hektar Fläche ihr Leben für die Autobahn 49 lassen sollen.

BaumbesetzerInnen erklettern einen großen, von der Fällung bedrohten Ahorn-Baum. Foto: Jörg Pepmeyer

Mit Plattformen und Transparenten, dicken Schlafsäcken und Kletterseil ausgestattet stellen bzw. hängen wir uns den geplanten Fällungen in den Weg. Wir könnten an dieser Stelle lange Ausführungen zu Ahorn und Linde, zur Hanglage, zu Fledermäusen und zur Quelle auf dem Gebiet zwischen Post, Bahnhof und Schleswiger Straße schreiben. Aber die Argumente sind im Grunde allen bekannt und wer vor dem Areal steht und dort ernsthaft ein potentielles Baugrundstück und nicht ein offenkundig erhaltens- und schützenswertes Biotop mitten in der Stadt sieht, der oder die hat Umwelt- und Klimaschutz nicht verstanden.

Wir halten die krampfhafte Ausrichtung der Stadtpolitik auf Wachstum für falsch. Dass dabei vielerorts die Interessen der aktuellen Bewohner*innen Flensburgs auf der Strecke bleiben, sehen wir nicht nur neben der Post. Obwohl es einen Mangel an Fußballplätzen gibt, wurde der Fußballplatz des VfB Nordmark abgerissen, Bäume sollen gefällt und daraus Baugrund gemacht werden. Ein Bauwagenplatz auf dem Handwerker*innen und Künstler*innen leben soll den Bauvorhaben ebenfalls weichen. Die Baubranche Flensburgs hat offensichtlich Vorrang vor unrentablen Projekten, die die Stadt lebenswert und einzigartig machen.

Und auch an weiteren Orten in der Stadt wird es offensichtlich, so sollen auch am Museumsberg Bäume gefällt werden, damit Tourist*innen einen besseren Blick auf die Förde haben. Maßnahmen wie diese, ausgerichtet nicht an den Wünschen der Menschen, die hier leben, sondern an den vermeintlichen Wünschen geldbringender Reisender, sind an Absurdität schwer zu überbieten.

Flensburg braucht nicht mehr Parkplätze, denn der motorisierte Individualverkehr ist – auch elektrisch – kein Zukunftsmodell. Die Fixierung auf den Autoverkehr zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sogar kleinste Verkehrsberuhigungen wie beispielsweise in der Norderstraße nur halbherzig und zögerlich umgesetzt werden. Der dort geplante Poller wird nur außerhalb der Geschäftszeiten den Verkehr regulieren und damit den Autoverkehr tagsüber nicht oder allenfalls wenig reduzieren. Wir brauchen stattdessen eine autofreie Innenstadt und einen ordentlich ausgebauten und kostenlosen ÖPNV.

Und Flensburg braucht auch nicht mehr Tourismus. Es war diesen Sommer wieder spürbar: An warmen Sommertagen sind Innenstadt und Hafenspitze überfüllt. Mehr Hotelbetten machen die Innenstadt nicht größer. Es sollte stattdessen darum gehen, die Schönheit dieser Altstadt vor allem für die Menschen die dort leben zu erhalten statt sie zu optimieren als Gelddruckmaschine. Mehr Tourismus bedeutet auch steigende Quadratmeterpreise und eine aussterbende Innenstadt, weil das Leben dort unbezahlbar wird. Schon jetzt vertreibt die Gentrifizierung beispielsweise kinderreiche Familien und Student*innen-WGs aus der Innenstadt – nicht weil es keine ausreichend großen Wohnungen gäbe, sondern weil die bestehenden zu teuer vermietet werden.

Deshalb: Besetzt die Bäume, ob in Flensburg, im Danni oder Hambi, in Keyenberg, im Teutoburger Wald, im Steigerwald oder in Rumänien, wo die letzten Urwälder gefährdet sind. Bis alle Wälder bleiben!

Kontakt:

rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Weitere Informationen:

Zum Flensburger Bahnhofswald: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Zur Besetzung im Dannenröder Wald: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/
Zum Hambacher Forst auf https://hambacherforst.org/
Zur Besetzung in Keyenberg auf https://unserallerwald.noblogs.org/ bzw https://twitter.com/UnserAllerWald
Zum Teutoburger Wald auf https://www.pro-teuto.de/
Zum Steigerwald auf https://twitter.com/keinhektarmehr
Zu Rumänien: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/protest-gegen-zerstörung-rumänischer-urwälder-für-stromtrasse

Foto- und Infostrecke vom 1. Oktober 2020:

Thomas Gädeke, Helmreich Eberlein und Claus Kühne, alle drei Aktivisten der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg, zusammen mit LINKE Ratsfrau Gabi Ritter, die die Besetzung und die Ziele der AktivistInnen rückhaltlos unterstützt. – Foto: Jörg Pepmeyer

Die Meinung des Waldes: Ein ziemlich klares Statement. Die Flensburger Ratsversammlung hatte am 25.6. ihre Zustimmung für das Hotelprojekt gegeben. Auch die Grünen Ratsmitglieder stimmten mehrheitlich für den Bebauungsplan Hauptpost und damit für das Ende des Bahnhofswalds und der Vernichtung eines einzigartigen Biotops. Mehr unter: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/2020/07/04/ratsversammlung-stimmt-fur-hotelprojekt-am-bahnhofswald/Foto: Jörg Pepmeyer
Besetzer mit Baumpodest – Foto: Jörg Pepmeyer
Nach Auffassung der Stadt Flensburg kein schützenswertes Quell- und Feuchtgebiet im Bahnhofswald. Nach Auffassung des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume sehr wohl. Dazwischen ein markierter Baum, der für die Fällung vorgesehen ist. – Foto: Jörg Pepmeye
Der Hotel-Investor lässt durch einen Angestellten eilig sein Revier markieren.
Claus Kühne, direkter Anwohner und BI-Aktivist im Interview mit einer Journalistin des shz.
Helmreich Eberlein im Gespräch mit Claus Kühne und LINKE-Ratsfrau Gabi Ritter. Sie diskutieren die aktuelle Rechtslage. Noch darf nicht gerodet werden, da der Wald offiziell noch nicht entwidmet ist. Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten

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