Über Jörg Pepmeyer

Diplom-Pädagoge, besonderes Interesse für Politik, Wissenschaft, Kunst und Kultur

Bahnhofswald Flensburg: Die Sache mit der Ehrlichkeit

Ein Beitrag von Sabine Scholl, Flensburg

Zum Wochenbeginn sollte ursprünglich ein Großaufgebot schwer gepanzerter Einsatzkräfte den Bahnhofswald räumen. Die Räumung ist vorerst pandemiebedingt ausgesetzt worden. Eine sehr angemessene Entscheidung, denn mit Abstand lässt sich kein*e Aktivist*in vom Baum holen. Aber der Entschluss, so bald wie möglich zu räumen und mindestens 200 Bäume an der Bahnhofstraße zu fällen steht offenbar fest. Dabei sind auch junge Bäume mit immerhin sechs Metern Höhe mitgerechnet. Um es genau zu wissen, wurden sie von Waldschützern gezählt, denn die veröffentlichten Angaben sind teilweise irreführend. Schade um diesen Gewaltakt an der Natur, denn es sind immer noch Fragen offen.

„Dr. Schroeders‘ Sumpfburg“ im Bahnhofswald

Eilig hatte man es schon in der Vergangenheit. Der frühere Stadtplaner hatte es mit seiner Idee wohl so eilig, dass er es versäumte, die Untere Naturschutzbehörde von Beginn an mit einzubeziehen. U.a. dieses Vorgehen hat wohl dazu geführt, dass Waldschützer*innen dem Stadtplaner eine Plattform im Wald gewidmet haben: „Dr. Schroeders‘ Sumpfburg“.

Auch die Investoren machten Druck auf die politischen Entscheider. Ohne Baugenehmigung und ersten Spatenstich in 2020 sei das Projekt „tot“, hieß es. Im Januar 2021 sind es aber die Bäume an der Bahnhofstraße, denen man den Garaus machen will, nicht dem Bauvorhaben.

Im Verlauf ergaben sich viele Unklarheiten, die nur auf Drängen von Einwohner*innen hin geklärt wurden – oder auch gar nicht. Quelle oder keine Quelle, Untersuchungen zum Hangrutsch, Zahl der Arbeitsplätze, Bedarf eines weiteren Hotels in Flensburg usw.

Und heute ist die Frage offen, weshalb gar nicht mehr über das für die Verkehrswende angeblich wichtige Parkhaus gesprochen wird. Dafür wurde keine Baugenehmigung beantragt. Dabei hatte man doch in der Vergangenheit einen Antrag des SSW, nur das Hotel zu bauen offiziell abgelehnt. Der Grund: Die Investoren seien mit dem städtebaulichen Vertrag verpflichtet, beides umzusetzen. Um diese Frage schwarz auf weiß zu klären haben Bürger*innen Einsicht in den Vertrag gefordert. Das ist laut Informationszugangsgesetz ihr Recht. Aber die Einsicht steht trotz mehrfacher Anfragen noch immer aus. Weshalb? Warum kann diese Frage nicht offen und ehrlich beantwortet werden? Dass stattdessen schnell Tatsachen geschaffen werden ist fragwürdig und überhaupt nicht transparent.

Dieses Vorgehen hat wieder einen enormen Vertrauensverlust zur Folge.

Den haben übrigens junge aktive Flensburger*innen bereits in der Planungsphase des Bauvorhabens erlebt: Auf der Internetseite der Stadt Flensburg findet man Fotos einer Klimaschutzkundgebung der Fridays for Future vor dem Rathaus, bei der die Oberbürgermeisterin spricht: „Lasst uns gemeinsam eine coole Zukunft machen!“. Im Anschluss mischte sie sich unter die protestierenden Schüler*innen. Die Taten, die auf diese warmen Worte folgten, waren andere, denn wenig später wurde durch geschickte Intervention der Verwaltungsspitze, die Waldentwidmung gegen die Beurteilung der hauseigenen Behörde durchgedrückt und damit den Privatinteressen der Investoren der Weg frei gemacht. Da helfen auch keine Pressefotos mit Baumpflanzungen mehr.

Ein öffentlicher Wald, ein städtisches Grundstück, wurde an private Investoren verkauft, die nun mit der Genehmigung der Stadt damit möglichst viel Geld verdienen wollen. Das darf so nicht weitergehen! Und dagegen zu protestieren kann nicht falsch sein.

Baumbesetzungen sind illegal, aber auch eine Folge von Unehrlichkeit im Planungsprozess. Kein Wunder, dass immer mehr junge Menschen nun versuchen, Wälder durch Besetzungen zu schützen  und diese nur freiwillig verlassen, wenn man die betroffenen Biotope erhalten würde. Auch in Flensburg ist das so. Im Grunde ist das eine ehrliche und konsequente Haltung – die jetzt mit einer Machtdemonstration erwidert werden soll.

Im Aufschub der Räumung liegt aber nun eine Chance. Jetzt könnte man ehrlich zugeben, dass der Bau nicht umgesetzt werden kann, weil in der Planung Fehler gemacht wurden und es eigentlich gar nicht zu dem neuen Suffizienzkonzept* der Stadt („weniger Versiegelung, mehr Grün“) passen würde, einen innerstädtischen Wald mit Quelle zuzubetonieren. Wenn man es ernst meint.  

* Leider wurde der Beitrag des NDR/SH-Magazin vom 7.1. aus der ARD Mediathek entfernt

Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung: rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Weitere Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier

Bahnhofswald Flensburg: Bürgerinitiative wirft Stadtverwaltung planerische Blindheit vor

Entspannte Ruhe: Das Böömdorp heute Morgen im besetzten Bahnhofswald. Die angekündigte polizeiliche Räumung fand nicht statt – Foto: Jörg Pepmeyer

Räumungschaos! Beweis für die planerische Blindheit der Stadtverwaltung

Pressemitteilung der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg:

Aus Sicht unserer BI besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Qualität der Bauplanungen für Hotel und Parkhaus und dem planerischen Chaos rund um die zunächst groß angekündigte und dann eilends wieder abgesagte Räumung des Bahnhofswalds.

Mehrere Hundertschaften der Polizei hatte man angefordert. Angesichts der in Flensburg weit verbreiteten Sympathie mit dem Anliegen der BaumbesetzerInnen, die Zerstörung des Waldes zu verhindern, erwartete man offenbar, dass die angekündigte Räumung sehr viele Menschen auf den Plan rufen würde (richtige Einschätzung, immerhin).

Aber es war dieselbe Verwaltung, die kurze Zeit zuvor die Verordnung veröffentlichte, wonach aufgrund der Gefährdungslage durch Corona bei Versammlungen im Freien maximal 100 Menschen zusammenkommen dürfen. Diesen offenkundigen Widerspruch hatte man offenbar übersehen über dem Bemühen, den Interessen der Investoren zu genügen, die endlich losbauen wollen. Es bedurfte erst eines vehementen Einspruchs der Polizeigewerkschaft, die einen Einsatz dieses Ausmaßes kritisierte und damit die Oberbürgermeisterin dazu brachte, ihre Räumungspläne aufzugeben.

Sofern es noch eines Beweises bedurfte, wie sehr unserer Verwaltung der Weitblick fehlt: Hier wurde er erbracht! Von der gleichen Unfähigkeit, tragfähige Zukunftsentscheidungen zu treffen, ist leider auch unsere Kommunalpolitik betroffen, die allzu oft, wenn es darauf ankommt, verfehlte Planungen der Verwaltung bereitwillig abnickt.

Unsere Bürgerinitative wird sich von all diesen Vorgängen nicht beirren lassen. Wir werden unsere tägliche Mahnwache am Wald unverändert fortsetzen. Weiterhin werden wir juristisch prüfen lassen, was nun im Zuge des Räumungschaos offenbar geworden ist: Die Stadtverwaltung hat den Investoren grünes Licht gegeben für den Bau des Hotels, und das bedeutet: Es wurde unrechtmäßig eine Baugenehmigung erteilt.

Denn: Der durch den BUND bereits vor mehr als zwei Monaten eingelegte Widerspruch gegen die Waldumwandlung ist bis heute nicht beschieden. Darin wird mit juristisch gut begründeten (und offenbar schwer widerlegbaren) Argumenten dargelegt, warum der gesamte, dem Projekt zugrundeliegende Bebauungsplan rechtswidrig ist. Außerdem fehlen bis heute die für eine rechtmäßige Erteilung der Baugenehmigung unverzichtbaren Gutachten, die die Hangstabilität garantieren müssten.

Schließlich gibt es einen städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt und dem Bauträger, wonach dieser verpflichtet ist, nach dem Hotel auch das geplante Parkhaus zu bauen. Wenn heute behauptet wird, man wolle ja “nur” das Hotel bauen und das könne man in Übereinstimmung mit dem Waldgesetz tun, man brauche also die umstrittene Waldumwandlung gar nicht, dann ist das nichts Anderes als eine Mogelpackung, mit der man die Öffentlichkeit täuscht und das heimliche Ziel erreichen möchte: Erst mal Bäume fällen, Fakten schaffen! Das Parkhaus würde dann später nachgeschoben. Nun hat die Oberbürgermeisterin aber bereits angekündigt, dass sie nach Absage der Räumung die Durchsetzung des Baurechts auf auf anderen Wegen ermöglichen möchte.

Wir werden alles tun, um diesem Ansinnen auch juristisch zu begegnen. Der für Tiere und Menschen so wertvolle Bahnhofswald hat es verdient. Und nicht zuletzt bestärkt uns die immer weiter wachsende Unterstützung von Seiten der Flensburger Bevölkerung in unserem Kampf für den Wald.

Günter Strempel/Christiane Schmitz-Strempel, SprecherInnen der BI Bahnhofsviertel

Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung: rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Weitere Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier

Verschärfte Coronasituation: Vorerst keine Räumung des Bahnhofswalds in Flensburg

Flensburger Bahnhofswald: Aufgrund der Corona-Pandemie vorerst keine polizeiliche Räumung des Besetzer-Camps „Böömdorp“ und keine Baumfällungen im Wald

Die drohende polizeiliche Räumung des Besetzer-Camps im Flensburger Bahnhofswald und die von den Hotel-Investoren angedachten Rodungsarbeiten werden vorerst nicht stattfinden. Grund dafür ist die verschärfte Corona-Situation in Flensburg.

In einer Mitteilung der Stadt Flensburg heißt es dazu, dass sich der bereits vom Gesundheitsministerium des Landes geäußerte Verdacht der Existenz von mutierten Corona-Viren in Flensburg bestätigt habe. Die Ergebnisse mehrerer Testungen würden typische Merkmale einer Virus-Mutation aufweisen. Gleichzeitig bestehe die Vermutung, dass es sich dabei um eine Mutation handele, die bereits in mehreren europäischen Ländern aufgetreten ist und die deutlich ansteckender sei, als das bisherige Virus.

Vor diesem Hintergrund und angesichts einer neuen Bedrohungslage hat, so die Oberbürgermeisterin Simone Lange in einer Mitteilung von heute, der Vorstand der Stadtverwaltung auch nach Rücksprache mit dem Innen- und Sozialministerium entschieden, „dass alle Maßnahmen vermieden werden müssen, durch die es zu größeren Menschenansammlungen kommen könnte. Deshalb wird die Stadt zur Zeit auch keine Schritte einleiten, die dies zur Folge hätten.

Vor diesem Hintergrund wird es keinen größeren Polizeieinsatz am Bahnhofswald geben. Wir prüfen, wie die Durchsetzung des Baurechtes auf anderen Wegen ermöglicht werden kann.“

Die Gewerkschaft der Polizei, die aufgrund der Corona-Situation dringend von einem Polizeieinsatz am Bahnhofswald abgeraten hatte, bedankte sich bei der Flensburger Oberbürgermeisterin für ihre Entscheidung. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Torsten Jäger zeigte sich sehr erleichtert: „Simone Lange hat damit ausgesprochen verantwortungsvoll und umsichtig entschieden.“ Jäger unterstrich allerdings, dass die GdP mit Blick auf die Corona-Pandemie ausschließlich den Zeitpunkt für eine polizeiliche Einsatzlage dieses Ausmaßes kritisiert habe. Nach wie vor gäbe es keine Zweifel daran, dass die vorgesehenen polizeilichen Maßnahmen im Bahnhofswald rechtmäßig gewesen wären. „Der offenbar lange feststehende und geplante Einsatz in Flensburg hatte bei den Polizistinnen und Polizisten in Schleswig-Holstein für Unmut und Sorgen in einem bislang noch nicht gekannten Ausmaß gesorgt. Da mussten wir als Gewerkschaft reagieren“, erklärte Torsten Jäger das Vorgehen der GdP. Deshalb habe sich die GdP gegen den Einsatz zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen, auch wenn schon immense Vorbereitungen, Mühe und Arbeit investiert worden seien. „Selbstverständlich stehen wir als GdP für die Durchsetzung geltenden Rechts und sind der Überzeugung, dass unsere Landespolizei ständig einsatzbereit ist“, so der GdP-Landesvorsitzende abschließend.

Gleichzeitig versicherten am heutigen Nachmittag Michael Petersen und Ralf Kock, die Verantwortlichen bei der Flensburger Polizei, den Waldbesetzern und der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel nachdrücklich, dass es nicht nur am Montag, sondern auch im ganzen Monat Januar keine Räumung stattfinden werde  Zwar werde die Polizei nach einer Meldung von shz-Online am Montag vor Ort präsent sein, um bei einer Eskalation der Situation angemessen reagieren zu können, aber eine Räumung des Besetzer-Camps oder Rodung des Waldes werde es „definitiv“ nicht geben.

Christiane Schmitz-Strempel von der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel begrüßt die Entscheidung vorerst von einer polizeilichen Räumung des Bahnhofswalds und des Besetzer-Camps abzusehen. Die Bürgerinitiative sei sehr erleichtert, aber sie sei ebenso sehr entschlossen, den Kampf für den Fortbestand des Bahnhofswalds unverändert fortzuführen. Günter Strempel, ebenfalls Sprecher der Bürgerinitiative, kritisiert in aller Schärfe, dass die Stadt eine Baugenehmigung für das Hotel erteilt habe, obwohl der vom BUND eingelegte Widerspruch gegen die Waldentwidmung noch nicht beschieden wurde. Und er kündigt an: „Es wird eine juristische Prüfung geben, inwieweit das Vorgehen der Stadt in Sachen Baugenehmigung rechtswidrig ist.“

Besetzter Bahnhofswald in Flensburg: Räumung droht am kommenden Montag

Der Flensburger Bahnhofswald aus der Vogelperspektive: Voraussichlich am Montag soll mit großem Polizeiaufgebot das Besetzer-Camp „Böömdorp“ und der Wald geräumt werden. – Foto: Bernd Schütt

Die Stadt Flensburg hat nach einer Meldung von shz-Online am gestrigen Donnerstag die Genehmigung für den Bau des umstrittenen Bahnhofshotels erteilt. Rein theoretisch könnten die Investoren sofort mit dem Bau beginnen, müssten lediglich noch das Datum des Baubeginns anzeigen. Erstaunlich ist jedoch, dass die Investoren eine Baugenehmigung von der Stadt bekommen und damit ebenso die Genehmigung zur Rodung des Waldes, obwohl über den Widerspruch des BUND zur Waldentwidmung noch gar nicht entschieden wurde. Durch den Widerspruch des BUND, der der Unteren Forst-Behörde und der Stadt Flensburg am 9.11.2020 zugestellt wurde, ist der Bebauungsplan 303 Hauptpost nicht vollziehbar. Darin wird nicht nur der Waldumwidmung widersprochen, ohne die keine der geplanten Baumaßnahmen umgesetzt werden kann, auch der gesamte Bebauungsplan wird darin mit zahlreichen juristischen Argumenten als rechtswidrig bezeichnet. Dass die Stadt trotz nicht gesicherter Rechtslage jetzt den Investoren die Baungenehmigung erteilt und damit einen weiteren und unnötigen Konflikt provoziert, ist daher keine kluge Entscheidung. Und sie spricht ebensowenig für die handelnden Personen in der Verwaltung und die Oberbürgermeisterin Simone Lange.

Zur drohenden Räumung die Mitteilung der Waldbesetzer*innen aus dem Böömdörp:

Seit dem ersten Oktober 2020 besetzen wir den Flensburger Bahnhofswald, um zu verhindern, dass die dortigen Bäume einem Neubaukomplex aus Hotel und Parhaus weichen müssen. Wir kämpfen gegen eine vollkommen verfehlte Verkehrs- und Klimapolitik, in der nach wie vor Gewinne zu erzielen wichtiger ist, als einen lebenswerten Planeten zu erhalten.

Wir haben über drei Monate ein Experiment alternativen Miteinanders erprobt, haben voneinander gelernt, wie der Waldkauz singt und wie zutraulich Rotkehlchen sind, wie Baumhäuser gebaut werden und wie Seilverbindungen geknotet werden. Aber es geht um viel mehr: Wir haben auch soziale Verbindungen geknotet: Beeindruckend viele und unterschiedliche Menschen haben uns unterstützt: Klassische Musiker*innen, Autor*innen, Baumpfleger*innen und Handwerker*innen, Menschen, die Essen für uns gekocht, nasse Sachen bei sich getrocknet und uns Decken vorbeigebracht haben. Die Bürger*innen-Initiative ebenso wie die fridays for future.

Aus mehreren vertraulichen Quellen haben wir nun die Info bekommen, dass die Besetzung Anfang nächster Woche, also am 18.1.2021 geräumt werden soll. Wir bereiten uns also auf ein Großaufgebot und einen Großeinsatz der Polizei vor – eine Eskalation, die zeigt mit welch absurdem Aufwand die Interessen einiger weniger gegen große Teile der Flensburger Bevölkerung durchgesetzt werden.
Eine Räumung, die absehbar zeigen wird, dass die Bekenntnisse der Stadt zum Klimaschutz reine Lippenbekenntnisse sind. Ein Einsatz, der – erst recht unter aktuellen Pandemiebedingungen – vor allem eins darstellen wird: eine Machtdemonstration.

Wir sind gekommen, um zu bleiben und werden die Bäume nicht freiwilligverlassen. Aber wir machen uns nichts vor: Wir wissen, dass die Polizei gewissenlos die errichteten Strukturen zu zerstören im Stande ist. Aber weder die Kraft, die sie erschuf noch die Bewegung lassen sich räumen.

Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung: rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Weitere Infos und Beiträge zum Thema Hotel- und Parkhausprojekt am Flensburger Bahnhofswald auch hier

Bahnhofswald Flensburg: Niemand will eine Mauer bauen

UmweltaktivistInnen und interessierte BürgerInnen am Bahnhofswald – Foto: Jörg Pepmeyer

Unter der Überschrift „Fake News über Rodung des Bahnhofswaldes“ hatte die Flensborg Avis am 05. Oktober 2020 berichtet, dass eine Räumung und Rodung des Bahnhofswaldes nicht vorgesehen sei. (Der Avis-Artikel ist ganz am Ende dieses Beitrags dokumentiert) Dabei waren am Vormitag des 2. Oktober tatsächlich Mitarbeiter eines Gartenbaubetriebs mit technischem Gerät erschienen, um im Auftrag des Hotelinvestors „untermaßige“ und „Gefährdungsbäume“ im Bahnhofswald zu fällen. Dieses Vorhaben wurde jedoch durch die Anwesenheit zahlreicher UmweltaktivistInnen im Wald unterbunden. Dazu auch

ein Beitrag von Dr. Ralf Cüppers

Niemand hat die Absicht gleich mehrere Mauern für ein Hotel zu bauen. Und niemand hat die Absicht, dafür den Bahnhofswald zu roden.
Und die Bürgerinitiative, die noch versucht, den Abholzungswahnsinn auf dem Rechtswege zu stoppen, und die Besetzer, die die Baumfällungen seit dern 1. Oktober verhindern, seien „Fake News“ aufgesessen, wenn man dem Pressesprecher der Stadt Flensburg, so wie er von unserer Avis zitiert wurde, Glauben schenkt. Der Beitrag bestreitet gar nicht, dass Baumfällungen stattgefunden hätten. Nur seien sie nicht für den Hotelbau, sondern für „Probebohrungen“.

„Untermaßige“ Bäume im Bahnhofswald. Mit Schildern wurden diese Bäume von den AktivistInnen gekennzeichnet, um deutlich zu machen, dass viel mehr Bäume von der Fällung bedroht sind, als von der Stadt behauptet.

Zwei wichtige Fragen beantwortet der „Fake News“-Beitrag leider nicht.
1. Welchen Sinn machen „Probebohrungen“ im Bahnhofswald, wenn sie nicht der Vorbereitung des Hotelbaus dienen?
Ein Statiker bräuchte sicher Informationen darüber, wie tief unter dem Humus des Waldes und dem durch die Quelle nassen, weichen Boden ein festes Gestein zu finden wäre, auf dem die Fundamente eines monströsen Bauwerkes am Hang angebracht werden könnten. Wenn das Gelände nicht bebaut werden soll, braucht niemand „Probebohrungen“. Ölvorkommen, die mitten in Flensburg gefördert werden sollen, sind dort wohl kaum zu erwarten.
2. Wie heißt das Garten- und Landschaftsbauunternehmen, das für die Bauspekulanten die Drecksarbeit zu machen bereit ist, jetzt die „untermaßigen“ Bäume und die Bäume für die „Probebohrungen“ zu fäIlen?
Das wäre für die Bürger von Flensburg, denen das Grün in der Stadt wichtig ist, eine Information von Bedeutung. Denn sollte es derselbe Kleinunternehmer sein, der bislang die Hecke, Obst- und Ziergehölze um meine Arztpraxis beschneidet, dann würde ich künftig ein anderes Untemehmen beauftragen. Mit einem Landschaftszerstörungsunternehmen, das im Bahnhofswald abholzt, will ich keine Geschäftsbeziehung.
Bereits die Fällung der „untermaßigen“ Bäume und die „Probebohrungen“ müssen verhindert werden. Deshalb ist die Besetzung des Bahnhofswaldes wichtig und richtig . Ich bin zumindest stundenweise dabei, soweit es mein Praxisbetrieb zuläßt. Ich habe bereits für die Finanzierung der Normenkontrollklage der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg gespendet und hoffe, das tun auch noch viele andere Flensburger.

Hintergrund:

Wir möchten zur Frage der Rodung auf einen wichtigen Aspekt hinweisen, den Dr. Helmreich Eberlein von der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg, genannt hat:  Clemens Teschendorf, der Pressesprecher der Stadt Flensburg, wird in der Avis damit zitiert, dass eine Beseitigung von „Sträuchern und untermaßigen Bäumen“ geplant gewesen sei.
„Untermaßig“ sind danach Laubbäume, die nicht unter die Flensburger Baumschutzsatzung fallen, also weniger als 80 cm Stammumfang haben und Nadelbäume, wenn sie unter 100 cm Stammumfang liegen. Das sind im Bahnhofswald die Mehrzahl der Bäume. Also auch stattliche Bäume mit über 70 cm Stammumfang und mehreren Metern Höhe. Wenn die alle gefällt werden, bleibt vom Bahnhofswald und von dem Baumbestand, der keinen Waldstatus hat, kaum noch was übrig.
Insofern kann zumindest vom Versuch einer teilweisen Rodung gesprochen werden, die von den UmweltaktivistInnen erfolgreich abgewehrt werden konnte.

Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten

Untenstehend dokumentieren wir den oben genannten Artikel der Flensborg Avis

Flensburger Bahnhofswald seit über einer Woche besetzt

Protestplakate am besetzten Bahnhofswald – Foto: Jörg Pepmeyer

Seit über einer Woche halten Klimaaktivist*innen den Flensburger Bahnhofswald besetzt, um dessen Rodung zu Gunsten eines Hotel- und Parkhausneubaus zu verhindern.

Einen ersten Etappensieg sehen sie auf ihrer Seite: „Bereits die erste Woche hat gezeigt, dass die Besetzung als Aktionsform nötig ist. Denn sonst hätten die Rodungsarbeiten bereits begonnen“, erklärte eine Aktivistin. Am zweiten Tag der Besetzung rückten Arbeiter an, inspizierten das Gelände – und zogen wieder ab. In der vergangenen Woche bauten die Baumbesetzer*innen ihr in luftiger Höhe errichtetes „böömdörp“ (Baumdorf) weiter aus. Sie errichteten weitere Plattformen und Verbindungen zwischen den Baumhäusern, die nun auch für das zunehmend ungemütlicher werdende Herbstwetter gerüstet sind.

Aktivist*innen erklettern einen von der Fällung bedrohten Ahornbaum – Foto: Jörg Pepmeyer

Auch am Boden ist einiges los. Aktivist*innen sind rund um die Uhr vor Ort ansprechbar, Presse und interessierte immer willkommen. Immer wieder bleiben Passant*innen stehen, freuen sich über die Aktion und diskutieren mit den Aktivisten*innen. Eine Unterstützungsgruppe auf Telegram hat bereits 100 Mitglieder und Busfahrer*innen grüßen regelmäßig. Viele bieten auf Anfrage schnelle Hilfe oder liefern von sich aus große Mengen an Heißgetränken, Essen und anderen Versorgungsgütern. „Es ist einfach geil hier“, sagt jemand. Denn mit der Besetzung sei auch ein „Kreativ-Freiraum“ geschaffen worden, in den sich viele einbringen können. Vieles passiere „von alleine, aus einer Eigendynamik heraus“. Auch Wissen wird weitergegeben. Interessiere lernen, wie man klettert, Bäume besetzt oder andere Aktionen macht. Ab und an kommt auch die Polizei vorbei – und betont momentan keinen Anlass für eine Räumung zu sehen.

Der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Arne Rüstemeier, war ebenfalls persönlich vor Ort. Er versteht die Aufregung nicht. Schließlich würden für jeden gefällten Baum anderswo vier neue gepflanzt. Die seien jedoch kein angemessener Ersatz für die teilweise 150 Jahre alten Bäume, die im Bahnhofswald nun weichen sollen, entgegnen die Umweltschützer*innen.

Auf dem Gehweg am Bahnhofswald – Foto: Jörg Pepmeyer

Eine 150-jährige Buche etwa nimmt pro Tag bis zu 24 Kilogramm CO2 auf, so viel wie ein Kleinwagen im Durchschnitt auf 150 Kilometer in die Luft pustet. Sie produziert täglich rund 11.000 Liter Sauerstoff, das entspricht in etwa dem Tagesbedarf von 26 Menschen. Über ihre Blätter verdunstet sie täglich bis zu 500 Liter Wasser und sorgt damit für ein kühleres Stadtklima und sauberere Luft. Neupflanzungen könnten das allenfalls in Jahrzehnten ersetzen. Doch das Erdklima steuert rasant auf eine ganze Reihe von Kipppunkten zu, deren Überschreiten katastrophale Kettenreaktionen hervorruft. Einer dieser Punkte wird erreicht, wenn die Kapazitäten der Wälder zur Kohlenstoffbindung zu weit abfallen. Dann geht uns buchstäblich die Luft aus.

Diese Denkweise, nach der man getrost roden könne, wenn man nur für Ersatzpflanzungen sorge, ist leider normal und weit verbreitet, beklagen die Aktivist*innen. Und das sei ein riesiges Problem, das sich nicht nur am Bahnhofswald äußere. Allein für Flensburg nennen sie vier weitere Beispiele. Am Museumsberg sollen Bäume gefällt werden, damit Tourist*innen einen besseren Blick auf die Förde haben. Ebenso soll es Teilen des Baumbestandes im Christiansenpark ergehen. Gerüchteweise soll es an der Nordspitze vom Harniskai Pappeln und in der Duburger Straße Kastanien an den Kragen gehen.

„Dass der Konflikt sogar hier in einer relativ kleinen Stadt wie Flensburg eine solche Dynamik erzeugt, zeigt, wie verfehlt die Prioritäten der Politik sind.“ Doch man könne, wenn man nur wolle. „Es werden Banken gerettet und Konzerne wie Lufthansa mit aller Kraft über Wasser gehalten. Kapitalinteressen sind offenbar wichtiger als Umweltbelange: Bäume, Klima und Stadtökologie interessieren kaum“, schimpft eine der Besetzerinnen. Wären sie nicht hier, hätte man im Bahnhofwald wohl längst Fakten geschaffen. Deshalb freut sich auch die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg über die Initiative der jungen Klimaschützer*innen. Sie sammelt noch Spenden, um den Hotel- und Parkhausbau mit einer Klage zu stoppen. Die Besetzung verschafft ihnen Zeit.

Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten

Kontakt zu den Aktivist*innen der Waldbesetzung:

rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Bahnhofswald Flensburg: Solidarität mit den BaumbesetzerInnen!

UmweltaktivistInnen und interessierte BürgerInnen heute vormittag am Bahnhofswald – Foto: Jörg Pepmeyer

Kommt alle zur Baumbesetzung am Bahnhofswald in Flensburg!

In der Nacht auf den 1. Oktober 2020 haben UmweltaktivistInnen Bäume im Bahnhofswald erklettert und besetzt. Der Wald beherbergt über 150 Jahre alte Bäume, ein Quell- und Feuchtgebiet, ist Heimat geschützter Fledermausarten und soll für den Bau eines Hotels und Parkhauses der Axt zum Opfer fallen.

Die mit dem ersten Oktober beginnende Rodungssaison ist – jedenfalls für einen Großteil der Bäume, die dem Hotel- und Parkhausneubau weichen sollen – eine akute Bedrohung. Lassen wir es deshalb nicht zu, dass für den Profit Einzelner ein wertvolles und innerstädtisches Naturhabitat vernichtet wird.

Die BesetzerInnen brauchen deshalb die praktische und ideelle Unterstützung aller FlensburgerInnen. Gefragt ist alles, was von innen wärmt, heißer Tee, Kaffee und sonstige Getränke. Auch über warmes Essen, Stullen und Obst freuen sich die BesetzerInnen. Wer will, kann sich auch an der Aktion direkt beteiligen. Und auch im Wald ist noch viel Platz…

Teilt bitte unbedingt diesen Beitrag und den Aufruf der BesetzerInnen unten in den sozialen Medien, informiert Eure Freunde, Bekannten und Verwandten, kommt zum Bahnhofswald und stärkt den BesetzerInnen den Rücken.
Kontaktet die BesetzerInnen über Twitter: @boomdorp und per E-Mail: rodung@nirgendwo.info

Auf dem Twitter-Account Böömdörp – Redd de Bahnhoffsbööm! gibt es unter: https://twitter.com/boomdorp zudem die aktuellesten Infos zur Besetzung.

Untenstehend der Aufruf der BesetzerInnen. Anschließend folgt eine Foto- und Infostrecke von der Aktion am heutigen Tag.

„Redd de Bahnhoffsbööm“ – Baumbesetzung am Flensburger Bahnhof

In der Nacht auf den 1.Oktober 2020 haben wir Bäume im Bahnhofswald erklettert und besetzt. Die mit dem ersten Oktober beginnende Rodungssaison ist – jedenfalls für einen Großteil der Bäume, die dem Hotel- und Parkhausneubau weichen sollen – eine akute Bedrohung. Uns geht es mit unserer Aktion nicht ausschließlich um die zum Teil über 150 Jahre alten Bäume, sondern um eine insgesamt vollkommen verfehlte Verkehrs- und Klimapolitik und eine Stadtentwicklung, die die Interessen der Einwohner*innen und der zukünftigen Generationen ignoriert.

Hiermit solidarisieren wir uns mit den Beschützer*innen des Dannenröder Waldes, in welchem ab heute Bäume auf über 60 Hektar Fläche ihr Leben für die Autobahn 49 lassen sollen.

BaumbesetzerInnen erklettern einen großen, von der Fällung bedrohten Ahorn-Baum. Foto: Jörg Pepmeyer

Mit Plattformen und Transparenten, dicken Schlafsäcken und Kletterseil ausgestattet stellen bzw. hängen wir uns den geplanten Fällungen in den Weg. Wir könnten an dieser Stelle lange Ausführungen zu Ahorn und Linde, zur Hanglage, zu Fledermäusen und zur Quelle auf dem Gebiet zwischen Post, Bahnhof und Schleswiger Straße schreiben. Aber die Argumente sind im Grunde allen bekannt und wer vor dem Areal steht und dort ernsthaft ein potentielles Baugrundstück und nicht ein offenkundig erhaltens- und schützenswertes Biotop mitten in der Stadt sieht, der oder die hat Umwelt- und Klimaschutz nicht verstanden.

Wir halten die krampfhafte Ausrichtung der Stadtpolitik auf Wachstum für falsch. Dass dabei vielerorts die Interessen der aktuellen Bewohner*innen Flensburgs auf der Strecke bleiben, sehen wir nicht nur neben der Post. Obwohl es einen Mangel an Fußballplätzen gibt, wurde der Fußballplatz des VfB Nordmark abgerissen, Bäume sollen gefällt und daraus Baugrund gemacht werden. Ein Bauwagenplatz auf dem Handwerker*innen und Künstler*innen leben soll den Bauvorhaben ebenfalls weichen. Die Baubranche Flensburgs hat offensichtlich Vorrang vor unrentablen Projekten, die die Stadt lebenswert und einzigartig machen.

Und auch an weiteren Orten in der Stadt wird es offensichtlich, so sollen auch am Museumsberg Bäume gefällt werden, damit Tourist*innen einen besseren Blick auf die Förde haben. Maßnahmen wie diese, ausgerichtet nicht an den Wünschen der Menschen, die hier leben, sondern an den vermeintlichen Wünschen geldbringender Reisender, sind an Absurdität schwer zu überbieten.

Flensburg braucht nicht mehr Parkplätze, denn der motorisierte Individualverkehr ist – auch elektrisch – kein Zukunftsmodell. Die Fixierung auf den Autoverkehr zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sogar kleinste Verkehrsberuhigungen wie beispielsweise in der Norderstraße nur halbherzig und zögerlich umgesetzt werden. Der dort geplante Poller wird nur außerhalb der Geschäftszeiten den Verkehr regulieren und damit den Autoverkehr tagsüber nicht oder allenfalls wenig reduzieren. Wir brauchen stattdessen eine autofreie Innenstadt und einen ordentlich ausgebauten und kostenlosen ÖPNV.

Und Flensburg braucht auch nicht mehr Tourismus. Es war diesen Sommer wieder spürbar: An warmen Sommertagen sind Innenstadt und Hafenspitze überfüllt. Mehr Hotelbetten machen die Innenstadt nicht größer. Es sollte stattdessen darum gehen, die Schönheit dieser Altstadt vor allem für die Menschen die dort leben zu erhalten statt sie zu optimieren als Gelddruckmaschine. Mehr Tourismus bedeutet auch steigende Quadratmeterpreise und eine aussterbende Innenstadt, weil das Leben dort unbezahlbar wird. Schon jetzt vertreibt die Gentrifizierung beispielsweise kinderreiche Familien und Student*innen-WGs aus der Innenstadt – nicht weil es keine ausreichend großen Wohnungen gäbe, sondern weil die bestehenden zu teuer vermietet werden.

Deshalb: Besetzt die Bäume, ob in Flensburg, im Danni oder Hambi, in Keyenberg, im Teutoburger Wald, im Steigerwald oder in Rumänien, wo die letzten Urwälder gefährdet sind. Bis alle Wälder bleiben!

Kontakt:

rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Weitere Informationen:

Zum Flensburger Bahnhofswald: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Zur Besetzung im Dannenröder Wald: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/
Zum Hambacher Forst auf https://hambacherforst.org/
Zur Besetzung in Keyenberg auf https://unserallerwald.noblogs.org/ bzw https://twitter.com/UnserAllerWald
Zum Teutoburger Wald auf https://www.pro-teuto.de/
Zum Steigerwald auf https://twitter.com/keinhektarmehr
Zu Rumänien: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/protest-gegen-zerstörung-rumänischer-urwälder-für-stromtrasse

Foto- und Infostrecke vom 1. Oktober 2020:

Thomas Gädeke, Helmreich Eberlein und Claus Kühne, alle drei Aktivisten der Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg, zusammen mit LINKE Ratsfrau Gabi Ritter, die die Besetzung und die Ziele der AktivistInnen rückhaltlos unterstützt. – Foto: Jörg Pepmeyer

Die Meinung des Waldes: Ein ziemlich klares Statement. Die Flensburger Ratsversammlung hatte am 25.6. ihre Zustimmung für das Hotelprojekt gegeben. Auch die Grünen Ratsmitglieder stimmten mehrheitlich für den Bebauungsplan Hauptpost und damit für das Ende des Bahnhofswalds und der Vernichtung eines einzigartigen Biotops. Mehr unter: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/2020/07/04/ratsversammlung-stimmt-fur-hotelprojekt-am-bahnhofswald/Foto: Jörg Pepmeyer
Besetzer mit Baumpodest – Foto: Jörg Pepmeyer
Nach Auffassung der Stadt Flensburg kein schützenswertes Quell- und Feuchtgebiet im Bahnhofswald. Nach Auffassung des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume sehr wohl. Dazwischen ein markierter Baum, der für die Fällung vorgesehen ist. – Foto: Jörg Pepmeye
Der Hotel-Investor lässt durch einen Angestellten eilig sein Revier markieren.
Claus Kühne, direkter Anwohner und BI-Aktivist im Interview mit einer Journalistin des shz.
Helmreich Eberlein im Gespräch mit Claus Kühne und LINKE-Ratsfrau Gabi Ritter. Sie diskutieren die aktuelle Rechtslage. Noch darf nicht gerodet werden, da der Wald offiziell noch nicht entwidmet ist. Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg Klage erheben. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung einer Normenkontrollklage beitragen soll. Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte, findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten

„Redd de Bahnhoffsbööm“ – Baumbesetzung am Flensburger Bahnhof

Dazu die Stellungnahme der BaumbesetzerInnen:

In der Nacht auf den 1.Oktober 2020 haben wir Bäume im Bahnhofswald erklettert und besetzt. Die mit dem ersten Oktober beginnende Rodungssaison ist – jedenfalls für einen Großteil der Bäume, die dem Hotel- und Parkhausneubau weichen sollen – eine akute Bedrohung. Uns geht es mit unserer Aktion nicht ausschließlich um die zum Teil über 150 Jahre alten Bäume, sondern um eine insgesamt vollkommen verfehlte Verkehrs- und Klimapolitik und eine Stadtentwicklung, die die Interessen der Einwohner*innen und der zukünftigen Generationen ignoriert.

Hiermit solidarisieren wir uns mit den Beschützer*innen des Dannenröder Waldes, in welchem ab heute Bäume auf über 60 Hektar Fläche ihr Leben für die Autobahn 49 lassen sollen.

Mit Plattformen und Transparenten, dicken Schlafsäcken und Kletterseil ausgestattet stellen bzw. hängen wir uns den geplanten Fällungen in den Weg. Wir könnten an dieser Stelle lange Ausführungen zu Ahorn und Linde, zur Hanglage, zu Fledermäusen und zur Quelle auf dem Gebiet zwischen Post, Bahnhof und Schleswiger Straße schreiben. Aber die Argumente sind im Grunde allen bekannt und wer vor dem Areal steht und dort ernsthaft ein potentielles Baugrundstück und nicht ein offenkundig erhaltens- und schützenswertes Biotop mitten in der Stadt sieht, der oder die hat Umwelt- und Klimaschutz nicht verstanden.

Wir halten die krampfhafte Ausrichtung der Stadtpolitik auf Wachstum für falsch. Dass dabei vielerorts die Interessen der aktuellen Bewohner*innen Flensburgs auf der Strecke bleiben, sehen wir nicht nur neben der Post. Obwohl es einen Mangel an Fußballplätzen gibt, wurde der Fußballplatz des VfB Nordmark abgerissen, Bäume sollen gefällt und daraus Baugrund gemacht werden. Ein Bauwagenplatz auf dem Handwerker*innen und Künstler*innen leben soll den Bauvorhaben ebenfalls weichen. Die Baubranche Flensburgs hat offensichtlich Vorrang vor unrentablen Projekten, die die Stadt lebenswert und einzigartig machen.

Und auch an weiteren Orten in der Stadt wird es offensichtlich, so sollen auch am Museumsberg Bäume gefällt werden, damit Tourist*innen einen besseren Blick auf die Förde haben. Maßnahmen wie diese, ausgerichtet nicht an den Wünschen der Menschen, die hier leben, sondern an den vermeintlichen Wünschen geldbringender Reisender, sind an Absurdität schwer zu überbieten.

Flensburg braucht nicht mehr Parkplätze, denn der motorisierte Individualverkehr ist – auch elektrisch – kein Zukunftsmodell. Die Fixierung auf den Autoverkehr zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sogar kleinste Verkehrsberuhigungen wie beispielsweise in der Norderstraße nur halbherzig und zögerlich umgesetzt werden. Der dort geplante Poller wird nur außerhalb der Geschäftszeiten den Verkehr regulieren und damit den Autoverkehr tagsüber nicht oder allenfalls wenig reduzieren. Wir brauchen stattdessen eine autofreie Innenstadt und einen ordentlich ausgebauten und kostenlosen ÖPNV.

Und Flensburg braucht auch nicht mehr Tourismus. Es war diesen Sommer wieder spürbar: An warmen Sommertagen sind Innenstadt und Hafenspitze überfüllt. Mehr Hotelbetten machen die Innenstadt nicht größer. Es sollte stattdessen darum gehen, die Schönheit dieser Altstadt vor allem für die Menschen die dort leben zu erhalten statt sie zu optimieren als Gelddruckmaschine. Mehr Tourismus bedeutet auch steigende Quadratmeterpreise und eine aussterbende Innenstadt, weil das Leben dort unbezahlbar wird. Schon jetzt vertreibt die Gentrifizierung beispielsweise kinderreiche Familien und Student*innen-WGs aus der Innenstadt – nicht weil es keine ausreichend großen Wohnungen gäbe, sondern weil die bestehenden zu teuer vermietet werden.

Deshalb: Besetzt die Bäume, ob in Flensburg, im Danni oder Hambi, in Keyenberg, im Teutoburger Wald, im Steigerwald oder in Rumänien, wo die letzten Urwälder gefährdet sind. Bis alle Wälder bleiben!

Kontakt:

rodung@nirgendwo.info

Twitter: @boomdorp

Weitere Informationen:

Zum Flensburger Bahnhofswald: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/
Zur Besetzung im Dannenröder Wald: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/
Zum Hambacher Forst auf https://hambacherforst.org/
Zur Besetzung in Keyenberg auf https://unserallerwald.noblogs.org/ bzw https://twitter.com/UnserAllerWald
Zum Teutoburger Wald auf https://www.pro-teuto.de/
Zum Steigerwald auf https://twitter.com/keinhektarmehr
Zu Rumänien: https://www.robinwood.de/pressemitteilungen/protest-gegen-zerstörung-rumänischer-urwälder-für-stromtrasse

Bahnhofswald Flensburg – Der Widerstand geht in eine neue Phase

Crowdfunding für Klageverfahren gestartet!

Gegen den geplanten Bau von Hotel und Parkhaus im Bahnhofstal wird Klage erhoben. Die Bürgerinitiative Bahnhofsviertel Flensburg hat ein Crowdfunding gestartet, das zur Finanzierung dieser Klage beitragen soll. Eine juristische Vorprüfung hat bereits stattgefunden. Sie führte zum Ergebnis, dass für ein Normenkontrollverfahren ausreichende Erfolgsaussichten bestehen. Die Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt des Waldes und die Einhaltung aller bestehenden Gesetze zum Arten- und Biotopschutz. Letztere würden durch das vorliegende Bauprojekt in empfindlicher Weise verletzt.
Wer das Ziel der Initiative unterstützen und sich am Crowdfunding beteiligen möchte,findet weitere Informationen unter: https://www.startnext.com/bahnhofswald-flensburg-retten

Mit vereinten Kräften – Flensburger Bürgerinitiativen schließen sich zusammen

Erster gemeinsamer Auftritt des Netzwerks am Freitag, den 28.8. zwischen 15 und 18 Uhr auf dem Südermarkt

Flensburg in Bewegung, kurz FLIB, so heißt das neu gegründete Netzwerk engagierter Flensburger BürgerInnen.
Bei der Aktion auf dem Südermarkt kann man sich über Themen des Netzwerks informieren oder auch an offenen Gesprächsrunden teilnehmen. Flensburg hat eine lange Tradition des bürgerschaftlichen Engagements. Es gibt Vereine, Stadtteil-Vereine, Ortsgruppen überregionaler Vereine, Bürgerforen und Bürgerinitiativen. Derzeit allerdings läuft die Kommunikation dieser Initiativen mit der Verwaltung und Teilen der Politik alles andere als gut. Die Art und Weise, wie stadtplanerische Entwicklungen und Vorhaben durchgesetzt wurden, hat unter den engagierten Gruppen eine zunehmende und aktuell eskalierende Frustration ausgelöst. Das Netzwerk fordert deshalb mehr Transparenz, gründlichere Argumentationsabwägung sowie bessere Beteiligungsmöglichkeiten bei Entscheidungen, die den zukünftigen Charakter der Stadt Flensburg bestimmen.

Außerdem wird kritisiert, dass auf die neuen Herausforderungen des Klimawandels nicht angemessen reagiert wird.

Wie soll Flensburg sich entwickeln? Wie wollen wir den städtischen Raum gemeinsam nutzen?

Und welche Fragen bewegen Sie und euch? – Schaut gern vorbei!

Mehr zum Anliegen der beteiligten Bürgerinitiativen auch in dem Beitrag: Flensburger Bürgerinitiativen verbünden sich – Scharfe Kritik am Handeln von Politik und Verwaltung unter: https://bahnhofsviertelflensburg.wordpress.com/2020/07/13/flensburger-burgerinitiativen-verbunden-sich/